Der Kalender 2024 des BKDR ist dem 100. Jahrestag der Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen, ASSRdWD, dieser kurzlebigen, mit vielen Widersprüchen behafteten, dennoch einst sehr hoffnungsvoll stimmenden Wolgadeutschen Autonomen Republik gewidmet.
Die Wolgadeutschen bildeten eine besondere Gruppe innerhalb der gesamten deutschen Minderheit im Russischen Zarenreich und später in der Sowjetunion. Es waren jedoch weder ihre ausgeprägten wirtschaftlichen Leistungen noch die kulturellen oder bildungsspezifischen Erfolge, durch die sie sich von anderen russlanddeutschen Gruppierungen unterschieden. Auch der Rolle eines „Musterwirts“ entsprachen eher die Schwarzmeerdeutschen oder die Mennoniten.
Es waren andere Faktoren, die ihre einzigartige Stellung untermauerten: Sie galten nämlich als Russlandpioniere, die sich durch eine kompakte Siedlungsweise und eine außergewöhnliche demografische Dynamik auszeichneten. Nur sie besaßen unter allen Gruppen der Deutschen im Russischen Reich und in der Sowjetunion, bzw. in den ersten beiden Jahrzehnten der bolschewistischen Herrschaft wichtige Voraussetzungen, um eine in sich mehr oder weniger geschlossene „Nation“ zu werden – etwa so wie die Frankokanadier.
Daher war es nicht verwunderlich, dass die Wolgadeutschen von den sowjetischen Machthabern offiziell als eine eigenständige und bedeutende Volksgruppe – genauso wie die Usbeken, die Tschuwaschen, die Kalmücken oder auch die Kasachen – anerkannt wurden, in den Genuss der Autonomierechte kamen und infolgedessen am 6. Januar 1924 die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen ausrufen durften.
Dieser Kalender entstand in Kooperation mit dem Historischen Forschungsverein der Deutschen im Osten und der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland.